Der Europolitan, eine Alumni-Zeitschrift des ESB Reutlingen interviewte mich zur Entwicklung der Medienvielfalt in deutschen Schulen und die Folgen für Verlage
Der Europolitan, eine Alumni-Zeitschrift des ESB Reutlingen interviewte mich zur Entwicklung der Medienvielfalt in deutschen Schulen und die Folgen für Verlage
Bildungspolitisch stand Westdeutschland in den 60er Jahren am Abgrund. Bei der Lektüre der wegweisenden Artikelserie von Georg Picht, damals in ‘Christ und Welt’ erschienen, reibt man sich 50 Jahre später verwundert die Augen. Wie konnten wir der Katastrophe entgehen? Erschreckend ist, dass sich heute wohl kein Beobachter des Bildungssystems finden lassen dürfte, der es an analytischer Schärfe und rhetorischer Kraft mit Picht aufnehmen könnte.
Die Erzählung des Sowjet-Pädagogen Anton S. Makarenkos über den Aufbau zweier Kinderkollektive ist aufregend, lehrreich, manchmal verstörend. Sie regt zu der Frage an, ob auch die moderne Schule von einem Begriff des Kollektivs profitieren kann.
Wenig bevor die OER-Studie der Technolgiestiftung Berlin veröffentlicht wurde, meldete sich eine Mitarbeiterin der Institution mit zwei Fragen bei mir. Die zielen treffsicher auf die Wertschöpfung von Bildungsmedienverlagen. Ich veröffentliche hier meine Antworten in leicht überarbeiteter Form.
Jens Großpietsch, Schulleiter der Heinrich-von-Stephan Gemeinschaftsschule in Berlin empfahl mir eine Reihe von pädagogischen Großtexten, darunter dicke Brocken wie ‘Ein pädagogisches Poem’ von Makarenko oder auf den ersten Blick nicht in die Sammlung passende, wie Berthold Brechts ‘Flüchtlingsgespräche’. Aus dem Stapel auf dem Nachttisch griff ich mir zuerst ein Buch, das leicht zu bewältigen schien, trotz seines ausschweifenden Titels: ‘Charlie, Eric und das ABC des Herzens. Außenseiter im Klassenzimmer’.
OER bieten Chancen. Sie machen das Lehrerleben leichter, können die Vielfalt steigern, wie in Klassenzimmern Schüler gefördert und unterrichtet werden. Sie bergen auch Risiken. Wo mit zentralen Ausschreibungen über die Entwicklung von Bildungsmedien entschieden wird, wählt nicht mehr die Fachkonferenz oder der einzelne Lehrer. Anbieter ringen dann nicht um die Gunst der Lehrkräfte, sondern müssen mit Antragslyrik und Connections bei Projektträgern bestechen. Das kann auf die Dauer nicht gut gehen (wie man in vielen Ländern Osteuropas sehen kann).
In fast allen Studiengängen für das Lehramt gibt es inzwischen Praxisphasen. Doch die sind häufig zu kurz und nicht intensiv genug. Darüber, wie man dem oft beschworenen ‘Praxisschock’ begegnen könnte, gehe ich in diesem Beitrag nach.
Als Beitrag für ein OER-Themenheft wünschte sich die Zeitschrift ‘Computer + Unterricht’ ein Streitgespräch zwischen einem OER-Befürworter und einem Verlagsvertreter. Jöran Muuß-Merholz und ich machten uns bereit, zu streiten.
Damian Duchamps hat Recht. Wer zusammengekniffenen Auges und mit rhythmischem Getippe auf die Leertaste seine Absätze in WORD einrückt, der wird junge Menschen wahrscheinlich nicht auf einen informierten, besonnenen, kreativen Umgang mit digitalen Medien vorbereiten können.
Gerald Hüther kam zum Deutschen Schulleiterkongress 2013 und eroberte wie im Jahr zuvor die Herzen des Plenums. So auch meines. Nur mein Verstand stellte mit dem Abklingen der Euphorie ein paar kritische Nachfragen.
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